Motivation Wikipedia

Posted: January 22, 2016 at 1:40 pm


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Motivation bezeichnet das auf emotionaler und neuronaler Aktivitt (Aktivierung) beruhende Streben des Menschen nach Zielen oder wnschenswerten Zielobjekten.[1] Die Gesamtheit der Beweggrnde (Motive), die zur Handlungsbereitschaft fhren, nennt man Motivation.[2] Die Umsetzung von Motiven in Handlungen nennt man Volition oder Umsetzungskompetenz.[3]

Die Bezeichnung Motivation ist auf das lateinische Verb movere (bewegen, antreiben) zurckzufhren.[4]

Motivation als zielgerichtetes Verhalten wurde in historischer Perspektive zunchst genetisch, also durch angeborene Instinkte erklrt. Beispiele sind der Saug- oder Greifreflex eines Neugeborenen (Frhkindlicher Reflex). Im Laufe der Zeit wurden rund 6.000 Instinkte zusammengetragen und begrifflich gegliedert. Derartige Typologien knnen allerdings das Verhalten nicht erklren. Deswegen folgten darauf Theorien, die auf dem Paradigma der Homostase basieren und den Begriff Bedrfnis in den Vordergrund rckten (drive-reduction theories). Demnach entsteht Motivation durch das Bedrfnis, ein physiologisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Beispiele sind Hunger, Durst oder Fortpflanzung. Das Verhalten wird somit in Richtung Bedrfnisbefriedigung gelenkt. Motiviertes Verhalten existiert allerdings auch dann, wenn physiologische Bedrfnisse bereits befriedigt sind. Daher wurden Anreiz- oder Aktivierungstheorien entwickelt. Motivation resultiert demnach aus dem Bestreben nach optimaler Aktivierung (von Emotionen).[5] Diese sind wiederum definiert als psychophysische Reaktionen, die mit der Aktivierung zentralnervser Systeme einhergehen.[6] Beispiel: Fragt man einen Bergsteiger, was ihn dazu motiviert, einen (anstrengenden und gefhrlichen) Gipfel zu erklimmen, drfte seine Antwort lauten: Einfach weil der Berg da ist. Dies ist zugleich ein Beispiel fr gelernte Motive.[7]

Eine (typische) Definition der Motivation lautet: Indem Emotionen signalisieren, ob etwas gut oder schlecht, gefhrlich oder harmlos ist, und mit welcher allgemeinen Klasse von Verhaltensweisen (z.B. Flucht, Verteidigung) darauf reagiert werden sollte, spielen sie eine zentrale Rolle bei der Motivation zielgerichteten Verhaltens Whrend umstritten ist, ob die Wahrnehmung krperlicher Reaktionsmuster eine notwendige oder hinreichende Bedingung fr das Vorliegen einer Emotion ist, herrscht allerdings weitgehend Einigkeit darber, dass physiologische Erregung mageblich zu der spezifischen Erlebnisqualitt beitrgt, die Emotionen von kalten Kognitionen unterscheidet.[8]

Schlielich wre noch der Begriff Gefhl zu klren. Dieser bezeichnet die subjektiv wahrgenommene Seite einer Emotion. Beispielsweise kann sich jemand minderwertig fhlen, weil bei ihm die Emotion Angst ausgelst wurde. Emotionen zeigen in der Regel an, ob Motive befriedigt oder frustriert wurden, und knnen als Gefhle unterschiedlich empfunden (gefhlt) werden.[9]

Zusammenfassend kann man diese Begriffe wie folgt darstellen:[10] Die Aktivierung (zentralnervser Systeme) ist Voraussetzung jeglicher Handlungen. Kommen zu dieser inneren Erregung angenehme oder unangenehme Empfindungen hinzu, handelt es sich um eine Emotion (Ich fhle mich wohl oder unwohl). Wird eine Emotion mit einer Zielorientierung verknpft, handelt es sich um ein Motiv. Whrend es sich bei einem Motiv um eine berdauernde, latente Disposition (Handlungsbereitschaft) handelt, bezeichnet der Begriff Motivation den Prozess der Aktualisierung eines Motivs. Diese Aktualisierung oder Umsetzung von Motiven nennt man in der neueren Motivationsforschung auch Volition.[11]

Der deutscher Begriff fr Motivation ist Handlungsantrieb.

Die bedeutendsten Meilensteine der Geschichte von Motivationstheorien fassten Richard Steers Co-Autoren[12] 2004 zusammen:

Nach dem Aufkommen der so genannten Humanistischen Psychologie Anfang der 1950er Jahre als der dritten Kraft neben der Tiefenpsychologie (Freud) und dem Behaviorismus (Skinner) entstanden zwei Theorien, die heute aufgrund unzureichender (empirischer) Validitt als (wissenschaftlich) gescheitert gelten (gleichwohl sind sie allgemein bis heute recht bekannt):

In den 1960er und 1970er Jahren entstanden so genannte Prozesstheorien der Motivation. Zu den bekanntesten gehrt das Modell von Porter und Lawler (siehe Abbildung). Demnach ist die persnliche Anstrengung (Motivation) vom Wert der erwarteten Belohnung und von der Erfolgswahrscheinlichkeit der Handlung abhngig. Je nach Fhigkeit und Rollenwahrnehmung fhrt die Anstrengung zu bestimmten Leistungen (Ergebnissen). Wenn uere und innere Belohnungen hinzukommen, steigt die Zufriedenheit, die wiederum zu neuen Leistungen antreibt.[18] Zum besseren Verstndnis sei betont, dass dem Modell von Porter und Lawler das Prinzip des Erwartungswertes zugrunde liegt: Handlungen entstehen durch Wnsche nach bestimmten Sachverhalten (Wertberzeugungen) und berzeugungen ber Handlungen, die geeignet erscheinen, diese Wnsche herbeizufhren (Mittel-berzeugungen). Folglich whlen Menschen unter mehreren Handlungsalternativen diejenigen aus, die den hchsten Erwartungswert haben.[19]

Seit der ersten Publikation dieser Theorie kam es zu einer fast unberschaubaren Flle von Untersuchungen zu diesem Thema. Eine abschlieende Einschtzung dieser Diskussion erscheint kaum mglich. Dennoch lassen sich zwei Forschungsschwerpunkte identifizieren:[20]

Der Begriff intrinsische Motivation bezeichnet das Bestreben, etwas um seiner selbst willen zu tun (weil es einfach Spa macht, Interessen befriedigt oder eine Herausforderung darstellt). Bei der extrinsischen Motivation steht dagegen der Wunsch im Vordergrund, bestimmte Leistungen zu erbringen, weil man sich davon einen Vorteil (Belohnung) verspricht oder Nachteile (Bestrafung) vermeiden mchte.[27]

Die neuere Motivationsforschung (John Barbuto und Richard Scholl, 1998) unterscheidet zwischen zwei intrinsischen und drei extrinsischen Quellen der Motivation. Die Autoren untersuchten die bedeutendsten Motivationstheorien seit Abraham Maslow (1954) und entwickelten daraus das Konzept der Fnf Quellen der Motivation.[28] Dabei spielt der Ansatz der Drei Groen Motive (Big Three) von David McClelland eine zentrale Rolle. Bei diesen Motiven handelt es sich um das Macht-, Zugehrigkeits- und Leistungsmotiv.[29] Die genauere Beschreibung dieser Motive kann man aus der nebenstehenden Grafik ersehen.

McClelland ist es an der Harvard Medical School gelungen nachzuweisen, dass die Anregung dieser Motive mit der Ausschttung bestimmter Neurotransmitter verbunden ist:

Dies kann man als Beleg fr die empirische Existenz dieser Motive werten (im Gegensatz zu philosophisch vermuteten oder statistisch ermittelten Motiven). Zu den weiteren Theorien, die Barbuto und Scholl herangezogen haben, gehren die Anstze von Frederick Herzberg (1968), Albert Bandura (1986) oder von Daniel Katz und Robert Kahn (1978). Ausgehend von diesen Anstzen entwickeln und validieren die Autoren einen Test (Inventar) zur Messung dieser, wie sie es nennen, Quellen der Motivation mithilfe einer Unabhngigkeitsanalyse. Sie basiert auf einer Stichprobe von 156 Probanden und einem Pool von 60 Items, die zuvor durch Expertenurteile validiert wurden (face validity). Das Ergebnis der Studie ist eine Typologie von fnf Motivationsquellen zwei intrinsischen und drei extrinsischen.

Diese lassen sich nach Barbuto und Scholl wie folgt beschreiben:

Intrinsisch

Extrinsisch

Die Konsequenzen und praktischen Anwendungsmglichkeiten sind noch nicht absehbar; sie erscheinen vielversprechend. Beispielsweise konnte John Barbuto in einer zweiten Studie mit 186 Fhrungskrften und 759 Mitarbeitern nachweisen, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Kompetenzen im Konzept der Transformationalen Fhrung und den fnf Motivationsquellen existiert.[31] Die Transformationale Fhrung beschreibt nach zahlreichen empirischen Studien[32] (wirtschaftlich) besonders erfolgreiche Fhrungskrfte. Zu ihren Strken gehren: (1) Wahrnehmung der Vorbildfunktion, (2) die Fhigkeit zur Vermittlung von Zielen und Perspektiven, (3) Frderung der Lernfhigkeit ihrer Mitarbeiter, (4) eine als fair empfundene Art der Kommunikation und Verantwortungsbereitschaft. Ein besseres Verstndnis der Quellen der Motivation mit dem Konzept von Barbuto knnte somit einen wesentlichen Beitrag zur Auswahl, Frderung und Entwicklung von Fach- und Fhrungskrften leisten. Hinzu kommt der gezieltere Personaleinsatz zur Vermeidung von Frustration am Arbeitsplatz und zur Frderung der Motivation. Beispiel: Ein Mitarbeiter, der die intrinsische Prozessmotivation als Quelle hat, bentigt vllig andere Aufgaben und muss vllig anders entwickelt und motiviert werden als jemand, fr den die Internalisierung von Zielen gilt.

Intrinsische Motivation kann durch extrinsische Belohnungen zerstrt werden: Wenn ein Verhalten fast nur durch uere Anreize (Anweisungen, Belohnung) gesteuert wird, sinkt die innere Beteiligung, da so das Gefhl der Selbstbestimmung unterminiert wird. Dadurch kann die Selbstmotivierungsfunktion, die fr das Erlebnis sorgt, dass die Freude der Ttigkeit selbst entspringt (Flow), auer Kraft gesetzt werden (sog. Korrumpierungs- oder Overjustification-Effekt).[33] Die Existenz dieses Effekts ist jedoch umstritten.[34]

Inhaltsmodelle knnen von Prozessmodellen unterschieden werden. Whrend Inhaltsmodelle menschliches Verhalten allein aufgrund bestimmter psychischer Inhalte erklren, fhren Prozessmodelle das Verhalten auch auf bestimmte physische Vorgnge zurck.

Diese Modelle beschftigen sich mit Inhalt, Art und Wirkung von Motiven. Eine Taxonomie von Motiven wird geboten und bestimmt, nach welchen Gesetzmigkeiten welche Motive verhaltensbestimmend werden.

Diese Modelle versuchen zu erklren, wie Motivation formal und losgelst von Bedrfnisinhalten entsteht und auf das Verhalten wirkt. Das Ziel des Verhaltens ist unbestimmt, aber das Individuum will den subjektiv erwarteten Nutzen maximieren.

Motivationstheorien spielen in vielen Lebensbereichen eine wichtige Rolle. Beispiele sind:

Die Beschftigung mit der Motivation aus Sicht der Ethologie wird im Artikel Handlungsbereitschaft behandelt.

Sportliche Leistungsmotivation ist eine zentrale Variable zur Erklrung sportlicher Leistungen (Frintrup & Schuler, 2007). Sie kann (ergnzend zu physiologischen Parametern) die Unterschiede der Leistungen von Sportlern aufklren.

Zur Messung sportbezogener Motivation liegen im deutschsprachigen Raum drei Verfahren vor: AMS Sport (Elbe, 2002), SOQ Sport Orientation Questionnaire (deutsche bersetzung von Elbe, 2004) und der Sportbezogene Leistungsmotivationstest SMT (Frintrup & Schuler, 2007). Zu letzteren Verfahren liegen sportpsychologische Validierungsuntersuchungen vor, die inkrementelle Validitt ber AMS Sport und SOQ ausweisen (die inkrementelle Validitt des SMT betrgt je nach Kriterium und Sportart bis zu R.17 resp. R.16). Die Kriterienbezogene Validitt der Einzelverfahren betragen (jeweils unkorrigiert) R=.55 (SMT), R=.24 (AMS) und R=.41 (SOQ) (vgl. Olofsson, A., Frintrup, A. & Schuler, H., 2008); (Anmerkung: R kann Betrge von 0.00 bis 1.00 annehmen, wobei 0.00 keine Korrelation und 1.00 eine perfekte Korrelation aufzeigt). Hierdurch wird der nachhaltige Nutzen einer sportpsychologischen Motivationsdiagnostik jenseits der Verwendung rein physiologischer Leistungsprdiktoren dokumentiert.

Nur aus validen, erklrenden Theorien lassen sich praktische Handlungsempfehlungen fr die Motivation von Menschen ableiten.[36] Einen naturwissenschaftlich Beitrag dazu liefern die Neurowissenschaften. Hier gilt die Motivation als eine Art Triebkraft oder Energie fr zielgerichtetes Verhalten.[37] Diese Triebkraft kann man mit einer Energiequelle vergleichen. Man spricht auch von Handlungsbereitschaft.[38] Diese muss zunchst ausgelst (aktiviert) werden. Zu dieser aktivierenden muss eine zweite Art der Energie hinzukommen. Sie ist notwendig, um Handlungen bis zum Abschluss (Zielerreichung) aufrechtzuerhalten. Der Fachbegriff dafr heit Volition.[39] In der Alltagssprache nennt man dies auch Durchhaltevermgen oder Willenskraft.

Bei den Energiequellen handelt es sich um die oben beschriebenen Quellen der intrinsischen und extrinsischen Motivation, die man zunchst aktivieren (auslsen) muss. Diesem Konzept von John Barbuto und Richard Scholl liegt die Theorie zugrunde, wonach diese Motivationsquellen mit bestimmten Hormonen zusammenhngen.[40] Die Autoren haben auch ein Inventar zur Messung dieser Motive vorgeschlagen und damit einen wichtigen Beitrag zur Validierung geleistet. Ihr Ansatz ist eine Fortfhrung der Theorie der drei Schlsselmotive Motive von David McClelland (siehe dazu die Grafik weiter oben).[41]

Nachdem ein Motiv ausgelst wurde, sind bestimmte (erlernbare) Fhigkeiten notwendig, damit die Energie bis zur Zielerreichung aufrechterhalten bleibt. Nach Roy Baumeister handelt es sich um Willenskraft, die er als erschpfbare Ressource interpretiert. Man kann sie jedoch durch entsprechendes Training vergleichbar mit einem Muskeltraining regenerieren und somit strken.[42] Nach einer empirischen Studie mit 5.631 Teilnehmern von Waldemar Pelz lsst sich diese Willenskraft (Fachbegriff: Volition) durch Vernderung bestimmter Verhaltensgewohnheiten strken: Reduzierung Energie zehrender und Ausbau Energie spendender Gewohnheiten.[43] Die nebenstehende Grafik zeigt einige Beispiele fr derartige Verhaltensgewohnheiten.

Ansonsten kann man die pragmatischen, auf gesundem Menschenverstand beruhenden Regeln der Motivation anwenden:[44]

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